Da zur Wirkung von Wärmedämmung viele verunsichernde Meinungen existieren, soll dieser Artikel wesentliche Zusammenhänge zu Wärmedämmung und Dämmwirkung verständlich vermitteln. Dazu einige einfache Beispiele.
Ein Blick in die Tierwelt
Viele Tiere besitzen ein Fell. Das ist kein Zufall. Vielmehr ist es die sichtbare und überlebensnotwendige Anpassung an unser Klima. Fell und Federn werden im Winter sogar deutlich dicker und schützen die Tiere so vor einem lebensbedrohenden Wärmeverlust. Würde diese „Wärmedämmung“ nicht funktionieren, wären viele Warmblüter sehr wahrscheinlich schon ausgestorben.
Beispiele zum selber ausprobieren
Selbsttest Pullover
Gehen Sie im Winter vor die Tür: einmal nur mit einem T-Shirt, und einmal mit einem Schurwoll-Pullover bekleidet. Sie werden vermutlich schnell fühlen welcher Stoff mehr Luft enthält und somit besser dämmt.
Selbsttest Wärmflasche
Füllen Sie heißes Wasser in eine Wärmflasche und berühren nach einer Stunde deren Oberfläche. Wiederholen Sie den Versuch mit einer Decke auf der Wärmflasche. Prüfen Sie auch hier die Temperatur nach einer Stunde. Sie werden spüren, dass die Wärmflasche im zweiten Fall mit der „Deckendämmung“ deutlich wärmer ist und somit weniger Wärmeenergie verloren hat.
Selbsttest Luftmatratze vs. ISO-Matte
Legen Sie sich auf eine klassische Luftmatratze (große Luftkammern) die sich auf einem kühlen Untergrund befindet (z. B. Wiese im Frühjahr). Wiederholen Sie den Test mit einer ISO-Matte. Auf dieser fühlen Sie sich vermutlich länger warm, da die vielen kleinen Luftporen in der ISO-Matte die Luftbewegung durch Konvektion minimieren und so die Dämmwirkung erhöhen. Im Gegensatz dazu kann sich in einer klassischen Luftmatratze die Luft gut bewegen und dabei Wärme zur kälteren Seite transportieren.
Wie Dämmstoffe dämmen
Wärme wird über drei verschiedene Arten transportiert. Durch Leitung, Konvektion und Strahlung. Die meisten Dämmstoffe reduzieren die Wärmeleitung und die Konvektion, da sie Luft in vielen feinen Poren oder zwischen vielen Fasern enthalten. Durch den großen Luftanteil sind Dämmstoffe oft sehr leicht. Im Gegensatz dazu dämmen schwere Baustoffe nicht, wie z. B. Steine oder Beton.
Was Federn, Fell, Wollpullover und Dämmstoffe gemeinsam haben?
Luft!
In Federn, in der Wolle sowie in den Fasern und Poren von Dämmstoffen befindet sich Luft. Da Luft ein schlechter Wärmeleiter ist, verlangsamen diese Stoffe den Wärmetransport.
Das gilt besonders für Dämmstoffe. Denn diese enthalten Luft in vielen winzigen Poren oder zwischen den Fasern. Die Luft kann sich so kaum bewegen und transportiert daher nur wenig Wärmeenergie.
Das Gegenteil ist in großen Hohlräumen der Fall. In Ihnen kann sich erwärmte Luft bewegen. Gut sichtbar wird dieser Effekt in einer Lavalampe. Erwärmte Flüssigkeit steigt auf und transportiert Wärme zur kühleren Seite – kühlt dort ab und sinkt wieder.
Luftströmungen durch Fugen
Mit einer guten Dämmung bleibt die Wärme länger im Haus – aber nur dann, wenn die Wärme nicht durch Luftströmungen entweicht. Fugen und Öffnungen zu kalten Bereichen sollte man daher ermitteln und abdichten. Tipp: Erwärmte Luft in Hohlräumen – bspw. in nicht gedämmten Holzbalkendecken – entweicht oft nach außen oder in den kalten Dachboden.
Sollen Wände atmen?
Gas kann die Poren von Steinen und Beton durchdringen. Wasserdampf diffundiert z. B. durch eine Wand nach außen, wenn innen ein höherer Dampfdruck herrscht als außen. In der kalten Jahreszeit ist das meist der Fall. Die Mengen sind jedoch so gering, dass nur max.
3–5 % des im Haus erzeugten Wasserdampfes durch Wände etc. nach außen gelangen.
Das bedeutet: Wände atmen fast nicht – selbst sehr diffusionsoffene. Daraus folgt: Nur effektives und regelmäßiges Lüften reduziert Schadstoffe und Luftfeuchtigkeit.
Unabhängig von „nicht atmenden Wänden“, fördern Materialien im Raum ein angenehmes Raumklima, wenn sie Feuchtigkeit schnell aufnehmen und wieder abgeben können. Hierzu zählen Kalk- und Lehmputze und offenporige Hölzer.
Die Bausubstands schützen
Bei allen Neu- und Umbauten sollte unter anderem stets beachtet werden: Zuviel Wasserdampf darf weder per Diffusion noch per Luftströmung in Bauteile gelangen, die an kalte Bereiche angrenzen. Ausnahme: Der eingedrungene Wasserdampf kann sehr gut nach außen entweichen, z. B. durch Öffnungen oder durch sehr diffusionsoffene Baustoffe. Im idealen Falle sind die äußeren Baustoffe (Putz, Dämmstoff, Farbe etc.) 10 – 15mal diffusionsoffener als die inneren Baustoffschichten.
Werden Baustoffe optimal aufeinander abgestimmt und auch der Einfluss von Wind und Wetter berücksichtigt, lassen sich Gebäude extrem wirkungsvoll und gleichzeitig sicher von außen dämmen. Die Außenwände werden dadurch innen wärmer, trockener und weniger anfällig gegen Schimmel. Da gedämmte Wände nach innen mehr Wärmestrahlung abgeben, erhöht sich in den Räumen außerdem die thermische Behaglichkeit.
Empfehlungen
- Jene Bauteile gut dämmen, die warme von kalten Bereichen abgrenzen.
- Unkontrollierte Luftströmungen durch Fugen und Öffnungen verhindern.
Allein diese Maßnahmen reduzieren die Energieverluste um ca. 80 % – im Vergleich zu einem ungedämmten Gebäude.
Alternativen zu Polystyrol (Styropor)
Neben den klassischen Dämmstoffen wie bspw. Mineralwolle, Phenolharz oder Polyurethan, bieten immer mehr Hersteller auch Dämmstoffe aus nachwachsenden Naturstoffen an. Dazu zählen z.B. Holzfasern, Flachs, Hanf, Seegras, Schilf und Zellulosedämmstoff aus recyceltem Papier. Mehr Infos hierzu unter: Wärmedämmung
Beispiel aus der Baupraxis
Bei Passivhäusern bewirken eine optimierte Anlagentechnik und eine ca. 40 cm dicke Wärmedämmung, dass nur ein Bruchteil der üblichen Heizenergie benötigt wird und daher auch keine konventionelle Heizung. Passivhäuser werden immer mehr gebaut und sie zeigen: Die Wirkung von „Wärmedämmung“ funktioniert auch in der Praxis.
Tipp: Alternativ zum WDVS (Wärmedämmverbundsystem), lässt sich Dämmstoff auch hinter einer „vorgehängten hinterlüfteten Fassade“ integrieren – sehr diffusionsoffen und mit unterschiedlichsten Materialien für die sichtbare Fassade.
Wärmedämmung wirkt
Die oben aufgeführten Beispiele machen nachvollziehbar, dass mit Dämmstoffen der Wärmeenergieverlust von Gebäuden deutlich reduziert und die thermische Behaglichkeit erhöht werden kann: Dieses allerdings nur wirksam und nachhaltig bei fachlich korrekter Ausführung und der richtigen Dämmstoffauswahl.
Lösungen für Ihr Objekt
Gerne beraten wir Sie unabhängig, um aus verschiedenen Möglichkeiten der Wärmedämmung die passende Lösung für Ihr Objekt zu ermitteln. Hierzu berücksichtigen wir die vorhandene Bausubstanz, Belastungen durch Wind und Wetter und die Nutzung Ihrer Immobilie. Mehr über unsere Leistungen finden sie hier: